Wenn wir beim Poker „In Position“ – IP – sitzen, bedeutet das, dass wir in jeder Straße als Letzte agieren. Wir können also sehen, was unser Gegner tut, bevor wir selbst agieren müssen. Das gegenteilige Szenario heißt „Out Of Position“ – OOP. Hier sind wir gezwungen, in jeder Straße als Erste zu agieren.

Out of Position ist man beim No Limit Hold’em immens im Nachteil, da der Gegner in jeder Straße als Letzter agieren darf. Dem ungeübten Auge mag das nicht allzu wichtig erscheinen, doch bietet einem die richtige Position die beiden folgenden wichtigen Vorteile.

1. Der In-Position-Spieler kann die Größe des Pots wirksamer kontrollieren. In jeder Einsatzrunde ist er derjenige, der entscheidet, ob er die Action beenden oder weitere Chips in den Pot einzahlen möchte.

2. Der In-Position-Spieler befindet sich im Informationsvorteil. Er kann sehen, was sein Gegner tut, bevor er selbst agieren muss. Mit diesen Zusatzinformationen kann er besser fundierte Entscheidungen bezüglich der besten Spielweise treffen.

In einer idealen Welt würden wir Out Of Position das Spielen vielleicht vollständig vermeiden, doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Wenn wir Out Of Position jedes Mal aussteigen würden, wären wir als Spieler vermutlich langfristig keine Gewinner. Wir würden einfach eine Strategie verfolgen, die viel zu tight ist. Anders ausgedrückt: Um gewinnbringend zu spielen, ist es notwendig, eine gewisse Anzahl von Händen Out Of Position zu spielen.

Wie können wir also unser Out-of-Position-Spiel so schnell wie möglich auf Vordermann bringen? Im Folgenden werden die 5 wichtigsten Tipps für das Out-Of-Position-Spiel erläutert.

TIPP 1 – VERMEIDEN SIE ZU VIEL AGGRESSION UND SPIELEN SIE POST-FLOP TIGHT

Einer der häufigsten Out-Of-Position-Fehler sind zu aggressive C-Bets. In der Tat verfolgen viele Spieler immer dieselbe C-Bet-Strategie – ganz gleich, ob sie IP oder Out Of Position sitzen.

Für C-Bets im Bereich von 65 % mag es IP genügend Anreize geben, OOP ist dies jedoch absolut nicht der Fall. Derart aggressive C-Bets sind Out Of Position einfach auszunutzen und können uns in den Augen starker Gegner zu leichter Beute machen. Heutzutage platzieren gute Spieler bei Flops in ca. 30 bis 35 % aller Fälle C-Bets, manchmal sogar in weniger Fällen.

Traditionell wurde Spielern in vielen Strategieleitfäden empfohlen, bei Preflop-Eröffnungen „aus den Blinds heraus tight zu spielen“. Mit dieser Argumentation ist man insbesondere in Bezug auf das BB in den meisten Fällen schlecht beraten.

Beim BB gehen erfahrene NLHE-Spieler sogar von allen Positionen am Tisch am häufigsten mit. In diesem Fall wird empfohlen, erst Post-Flop tight zu spielen. Daher steigen wir bei C-Bets Out Of Position häufiger als In Position aus.

TIPP 2 – LERNEN SIE DIE GRUNDLEGENDE STRATEGIE BEI COLD CALLS

Das Erlernen dieser Strategie ist ein wenig zeitaufwendig, die Mühe jedoch wert. Wir müssen genau wissen, bei welchen Händen im Flop ein Schieben/Erhöhen, Schieben/Mitgehen oder Schieben/Aussteigen angebracht ist. Als grober Richtwert gilt, dass es selbst Out Of Position selten richtig ist, beim Flop mit einem Paar, einem Draw oder einem anständigen Backdoor-Draw auszusteigen. Bei Flops sollten wir mit zwei Paaren oder besser auf Wert spielen und schieben/erhöhen, ebenso wie mit einer Auswahl an guten Semi-Bluffs (egal, ob es sich dabei um anständige direkte Draws oder Backdoor-Draws handelt).

Mittelstarke Hände, wie z. B. Paare, sollten in der Regel beim Flop mitgehen mit der Absicht, beim Turn erneut zu schieben. Wenn Sie beim Turn einem Barrel begegnen, sollten Sie die besten zweiten Paare verteidigen, jedoch nicht alle.

In den meisten Pokerspielen sollten wir bei einem Barrel im River nur mit mindestens zwei Paaren mitgehen, müssen allerdings gegen erfahrene Gegner zum Abfangen von Bluffs auch einige einzelne Paare mit aufnehmen.

TIPP 3 – ARBEITEN SIE DARAN, ALS PREFLOP RAISER (PFR) DIE SCHIEBE-RANGE ZU VERTEIDIGEN

Es wird oft behauptet, dass das Verteidigen einer Schiebe-Range Out Of Position als PFR der „zweitschwierigste Aspekt beim No-Limit Hold’em ist“ (der schwierigste ist die Wahl der Einsatzhöhe). Wir haben bereits erwähnt, dass der Durchschnittsspieler Out Of Position viel zu aggressiv C-Bets platziert. Das impliziert jedoch nicht notwendigerweise, dass wir mit großer Häufigkeit schieben/aussteigen sollten.

Beim Überspringen unserer C-Bet Out Of Position als PFR ist es von entscheidender Bedeutung, eine Range sowohl für Schieben/Mitgehen als auch für Schieben/Erhöhen zu haben. Viele Spieler werden in diesem Szenario niemals schieben/erhöhen und neigen dazu, nach dem Schieben mit äußerst hoher Frequenz auszusteigen. Spieler können ihr OOP-Spiel als PFR am schnellsten verbessern, indem sie ein Verständnis dafür entwickeln, welche Hände sie schieben/verteidigen können, anstatt eine C-Bet zu setzen.

Als grober Leitfaden kann jede nicht verletzliche Hand, die keine drei Straßen wert ist, als Schieben/Mitgehen anstatt als Schieben/Erhöhen angesehen werden.

Hier ein Beispiel:

Hand: KhTc
Board: Ks7d2h

Da das Board trocken ist, ist es unwahrscheinlich, dass unser Gegner die besseren Karten hat. Wir brauchen uns also keine Sorgen zu machen, dass wir ihm möglicherweise eine Karte schenken. Dies ist somit eine exzellente Gelegenheit, beim Flop als PFR zu schieben/mitzugehen, anstatt eine C-Bet zu platzieren. Wenn unser Gegner erneut schiebt, können wir beim Turn und River einfach zwei Straßen lang Value Bets platzieren.

TIPP 4 – LERNEN SIE AUCH „UNORTHODOXE“ EINSATZLINIEN

Esel am Pokertisch

Es gibt bestimmte Einsatzlinien, denen sich der Durchschnittsspieler mental verschließt und die er möglicherweise nicht einmal in Erwägung zieht, auch wenn eine bestimmte Linie mit Abstand der beste Spielzug ist.

Ein Beispiel hierfür ist die so genannte „Donk-Bet“. Natürlich wollen wir nicht vorschlagen, Donk-Bets superaggressiv auf Flops und Turns zu setzen, doch wenn wir niemals eine Donk-Bet platzieren, entgehen uns möglicherweise einige anständige Gelegenheiten, unsere Gegner auszubeuten.

Nehmen wir einmal die folgende Hand:

Board: Th8h5cQc
Hand: QsTs

Wir haben Preflop vom BB einen Cold Call gemacht und dann gegen eine C-Bet unseres Gegners Schieben/Mitgehen gespielt. Normal wäre es jetzt vielleicht, beim Turn erneut zu schieben, doch dieser konkrete Gegner setzt beim Turn nur in 20 % aller Fälle eine C-Bet. Das Problem beim Schieben im Turn ist, dass es äußerst wahrscheinlich ist, dass unser Gegner erneut schiebt und uns somit ein Wertzuwachs des Pots entgeht.

Außerdem ist die Zusammenstellung des Boards eindeutig sehr vielversprechend. Dies ist nicht die Art Situation, in der wir unserem Gegner eine River-Karte schenken wollen. Beachten Sie, dass ein Bube oder eine Neun im River besonders gefährlich für uns wäre. Auch wären wir über Herz, Kreuz, König, Ass, Sechs, Sieben, Acht oder Fünf nicht sonderlich begeistert.

Angesichts der Tatsache, dass ein solch hoher Anteil des Decks für uns schlecht wäre und dass unser Gegner höchstwahrscheinlich schiebt, wäre eine Donk-Bet im Turn da nicht angebracht? Natürlich sind wir hier nicht ins Detail gegangen, wie z. B. Einsatzhöhen und Stack-Tiefe usw., das wichtigste Prinzip ist jedoch, dass wir uns unorthodoxen Einsatzlinien nicht verschließen.

Eine Overbet im Turn, nachdem der Gegner im Flop erneut geschoben hat, ist eine weitere starke Linie, die nur selten verwendet wird.

TIPP 5 – AUSWIRKUNGEN DES VERHÄLTNISSES ZWISCHEN STACK UND POT (SPR) UND STACK-TIEFE

Ein Verständnis der allgemeinen Fakten zur Poker Position-Strategie kann uns sehr dabei helfen, die beste Preflop-Strategie zu entwickeln.

Beachten Sie Folgendes:

Deep Stacks und hohe Verhältnisse zwischen Stack und Pot kommen dem Spieler zugute, der Position hat:

Am Anfang einer Hand können wir nicht immer die effektiven Stacks kontrollieren, doch über den SPR (Stack-to-Pot-Ratio) haben wir eine gewisse Kontrolle. In Situationen, in denen wir uns Preflop einem Dreier-Einsatz gegenübersehen, sollten wir OOP ein wenig mehr zum Vierer-Einsatz (anstatt zum Mitgehen ohne Erhöhung) tendieren und IP eher dazu, ohne Erhöhung mitzugehen.

Das soll nicht heißen, dass wir Out Of Position mehr Hände spielen sollen. Vielmehr wird von den Händen, die wir Out Of Position doch verteidigen, ein wesentlich größerer Prozentsatz aus Vierer-Einsätzen bestehen.

Der Grund dafür ist einfach: Wenn wir bei einem Dreier-Einsatz ohne Erhöhung mitgehen, spielen wir mit einem höheren SPR, was dem IP-Spieler zugute kommt. Anders ausgedrückt: Als IP-Spieler gehen wir bei Dreier-Einsätzen gerne ohne Erhöhung mit, da uns dies erlaubt, unseren Positionsvorteil voll auszunutzen.

Out Of Position platzieren wir gerne häufiger Vierer-Einsätze, da dies den Positionsvorteil unseres Gegners durch Senkung des SPRs beschädigt.

OUT OF POSITION SPIELEN - ZUSAMMENFASSUNG

Das Spiel Out Of Position ist ohne Zweifel ein kniffliger Teil von No-Limit Hold’em. Die Beherrschung des Spiels Out Of Position erfordert ein recht langes, konzentriertes Studium der Materie.

Die oben genannten 5 Tipps bieten jedoch einen hervorragenden Ausgangspunkt und wurden sorgfältig ausgewählt, um Ihnen die häufigsten Fehler aufzuzeigen, die Spieler Out Of Position begehen.