Während die meisten von uns einfach nur Poker spielen wollen, leben wir leider in einer Zeit, in der Betrug häufiger als je zuvor vorkommt. Das Ausüben eines grundlegenden Maßes an Wachsamkeit kann einen großen Beitrag dazu leisten, nicht Opfer verschiedener Betrügereien beim Poker zu werden.

Damit Sie bestens auf den Fall der Fälle vorbereitet sind, werden wir in der Folge auf einige gängige Betrugsmethoden eingehen, diese erläutern und mögliche Gegenmaßnahmen diskutieren.

6 Möglichkeiten, einen Betrüger zu entlarven:

1. Botting Software
2. Absprachen
3. Hole Card Betrug
4. Betrügerische Pokerseiten
5. Kartenmanipulation
6. Angle Shooting

1. Botting Software

Diese Methode ist bei weitem die gängigste Art des Betrugs an den Online Poker Tischen. Ein Bot ist eine Software, die für das Pokerspielen ohne menschliche Interaktion codiert wurde. Während die Mehrheit der Bots unterdurchschnittliche Fähigkeiten besitzen, sind sie oft stärker als der klassische Freizeitgegner, dem Sie begegnen würden, wenn der Bot nicht an Ihrem Tisch wäre.

Darüber hinaus gibt es eine kleine Anzahl an High-Level-Bots, die in der Vergangenheit Millionen gewonnen haben. Zuletzt wurde mit Hilfe eines Bot bereits das Heads-Up-Game komplett gelöst, auch wenn es sich dabei nur um ein Experiment gehandelt hat.

Worauf Sie achten sollten:

Jeder der folgenden Punkte könnte ein Zeichen dafür sein, dass Ihr Gegner kein menschlicher Spieler ist.

  • Konsequentes spielen an mehreren Tischen über Stunden hinweg.
  • Unveränderte Einsatzmuster und -tendenzen.
  • Spieltendenzen, die sich vom Durchschnitt unterscheiden.

Darüber hinaus neigen Bots dazu, als Teil von einem großen Netzwerk zu agieren.

Achten Sie auf Folgendes:

  • Gruppen von Spielern mit fast identischen HUD-Statistiken.
  • Gruppen von Spielern, die gleichzeitig an einen Tisch kommen und direkt auf Aussetzen drücken.
  • Gruppen von Spielern mit identischen Einsatzmustern und -tendenzen.

Denken Sie daran, dass Botting gegen die Regeln der meisten Websites verstößt. Normalerweise erhält ein Spieler, der beim Botting erwischt wird, einen dauerhaften Bann und sein gesamtes Geld wird beschlagnahmt. Der beschlagnahmte Betrag wird (meistens), nach Aufarbeitung des Falles, unter den geschädigten Spieler prozentual aufgeteilt. 

2. Absprachen (Colluding)

Absprache

 

"Colluding" bezieht sich darauf, dass zwei Pokerspieler an einem Tisch zusammenspielen. Es ist relativ einfach für zwei Spieler am selben Online-Tisch zu spielen, während sie über z.B. Skype oder Discord miteinander kommunizieren.

Auf den ersten Blick scheint es ein leichtes zu sein, unentdeckt zu bleiben, aber ein gutes Sicherheitskonzept kann dieses Verhalten enttarnen und die beiden Spieler bestrafen.

Worauf Sie achten sollten:

  • 2 oder mehr Spieler, die immer am selben Tisch sitzen. Tatsächlich ist es äußerst selten, einen der Spieler ohne den anderen zu sehen.
  • 2 Spieler, die immer zusammen in einem Pot aktiv sind.
  • Wenn die beiden verdächtigen Spieler im Heads-Up aufeinandertreffen, wird die Hand meist runtergecheckt oder es kommt zu Situationen, die Sie normalerweise so nicht sehen würden.

Ein Aspekt der Absprache ist beispielsweise, dass die Spieler nicht versuchen, den Rest des Tisches zu schlagen. Stattdessen versuchen Sie über die Pokerseite Ihr Geld zu waschen. Diese Aktivität wird als "Chip Dumping" bezeichnet. Ich habe schon erlebt, wie ein Spieler mit Q-High ein All-In gecallt hat. Es ist offensichtlich, dass er den Pot an seinen Kumpel verlieren wollte.

3. Hole Card Betrug

Der Hole-Card-Betrug ist die wohl schlimmste Art des Betrugs. Zum Glück gibt es diese Betrugsmasche in der heutigen Zeit relativ selten. Beim Hole-Card-Betrug hat die andere Person Zugriff auf Ihre Hole Cards und kann somit perfekt gegen Sie spielen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie dies geschehen kann. Im Nachfolgenden finden Sie die gängigsten zwei Methoden:

1. Eine Hintertür im Poker Client selbst. Insbesondere im Fall eines (ehemaligen) Mitarbeiters, der auf Insiderinformationen zugreifen kann.

2. Ein Exploit, den ein Hacker auf dem Computer des Spielers platziert hat. Dies kann z.B. ein Trojaner sein, der die Informationen über die Hole Cards an den Hacker übermittelt.

Worauf Sie achten sollten:

  • Gegner, die allmächtig zu sein scheinen. Sie spielen tight oder folden, wenn Sie die Nuts haben, aber callen plötzlich große Einsätze mit J-High, wenn Sie T-High haben.

*kleine Anmerkung: Einen ähnlichen Betrug soll Mike Postle zwischen 2018 und 2019 in der Stones Gambling Hall durchgezogen haben. Aktuell (stand 12.01.2021) läuft das Gerichtsverfahren noch. In einem kommenden Artikel werden wir genauer auf dieses Thema eingehen.

  • Verdächtige Dateien, die per E-Mail oder über Skype usw. gesendet werden, insbesondere wenn der Absender weiß, dass Sie Poker spielen.

4. Betrügerische Pokerseiten

Leider kann manchmal die Pokerseite an sich ein Betrugsversuch sein. Aus diesem Grund sollten Sie bei den großen Namen der Branche, wie 888poker, bleiben. In der Vergangenheit ist es schon häufiger zu Vorfällen gekommen, in denen Pokerseite mit dem Geld ihrer Kunden abgehauen sind. 

Dazu gibt es einige Anbieter, die eigene Bots an den Tischen platzieren, um so die Nutzer abzocken zu können. Außerdem können auch äußerst fragwürdige RNGs (Zufallszahlengeneratoren für den Kartenalgorithmus) verwenden.

Worauf Sie achten sollten:

  • Bevor Sie Geld auf einer kleineren Pokerseite einzahlen, informieren Sie sich über diese. Das beinhaltet z.B. Forenbeiträgen und Erfahrungsberichten zu lesen. 
  • Vermeiden Sie es, mehr Geld als nötig auf der Pokerseite zu lassen. Sogar renommierte Pokeranbieter können von Zeit zu Zeit vom Markt verschwinden. Das bekannteste Beispiel für einen solchen Fall ist Full Tilt Poker.

5. Kartenmanipulation

Manipulation

 

Eine Betrugsmasche, die in dieser Art nur beim Live-Poker zu finden ist. Ein so genannter „card mechanic“ ist jemand, der die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, ein Kartenspiel zu manipulieren. Ein erfahrener Betrüger kann sich die genaue Reihenfolge von 52 Karten in einem Deck leicht merken. Dadurch können sie nach Belieben die gewünschten Karten aus dem Deck ziehen, während sie den Anschein erwecken, als würde sie ganz normal von oben austeilen. Diese Methode wird auch als „bottom deal“ bezeichnet.

Weniger geschickte Betrüger erinnern sich möglicherweise nicht an alle 52 Karten, beherrschen aber trotzdem den „bottom deal“. Daneben gibt es noch eine weitere Methode, auf die Sie aufpassen sollten – der „second deal“. Bei diesem Betrug wird die zweite Karte von oben ausgeteilt.

Worauf Sie achten sollten:

  • Ein Spieler, der fast immer zu gewinnen scheint, wenn er der Dealer ist.
  • Beobachten Sie die Hände des Dealers, sowohl während des Deals als auch während des Mischens, genau.
  • Der Begriff "Hanger" wird verwendet, um ein Deck zu beschreiben, bei dem die unterste Karte herausragt. Diese Aktion ist ein häufiger Hinweis darauf, dass der Dealer möglicherweise eine der beiden oben beschriebenen Methoden anwendet.

6. Angle Shooting

Der Begriff „angle shooting“ beschreibt eine Aktion, die nicht direkt als Betrug betrachtet wird, sondern dem Spieler lediglich unfairen Vorteil in einer bestimmten Situation bieten kann.

Worauf Sie achten sollten:

  • Spieler, die in einem Live-Spiel wiederholt außerhalb der Reihenfolge agieren. Wenn dies nicht zufällig passiert, könnte es ein Trick sein, die anderen Spieler in die Irre zu führen.
  • Spieler, die versuchen, eine String Bet abzuschließen und gezwungen sind, an ihrer ursprünglichen Aktion festzuhalten. Auch hier könnte es lediglich ein Zufall sein, aber es könnte auch zu einer Strategie gehören.
  • Spieler, die absichtlich slow rollen, um ihre Gegner zum tilten zu bringen.

Ein Beispiel für ein Online-Angle-Shoot war, als einige Websites eine Art Verbindungssicherheit in Form eines automatischen Showdowns anboten. Wenn bei einem Spieler am Flop die Verbindung abbrach, wurden Turn und River automatisch ausgeteilt und der Pot an den Gewinner vergeben (selbst wenn es sich dabei nicht um den Spieler mit einer aktiven Verbindung handelt.).

Nehmen wir an, Sie hatten Pocket Aces in einem klassischen No Limit Hold'em Spiel und der Flop war nicht unbedingt vorteilhaft für Sie. Es war möglich, einen Angle Shoot durch Ziehen des Steckers an Ihrem Router zu machen. Dadurch konnten Sie Ihre gesamte Equitiy realisieren, ohne zusätzliche Chips am Turn und River investieren zu müssen.

Natürlich haben die Websites schnell festgestellt, dass das Feature missbraucht wurde. Aber bis zu diesem Zeitpunkt gab es eine ganz einfache Gelegenheit für Betrüger.

Seien Sie wachsam

Die obige Liste ist bei weitem nicht vollständig. Es gibt Ihnen jedoch Einblicke in die Art und Weise, wie Betrüger versuchen, das System zu missbrauchen. Wachsam zu sein ist keine einfache Aufgabe. Wenn Sie etwas Verdächtiges entdecken, kann es nicht schaden, eine E-Mail an den Support zu schicken. Beim Live-Poker sollten Sie sich an den Floor Manager wenden.

Wichtig ist am Schluss noch zu erwähnen, dass es für Betrüger selten gut läuft. Betrug ist nicht nur unethisch (schlecht für das eigene Karma), sondern jeder erzielte „Gewinn“ ist ständig dem Risiko ausgesetzt, von der Poker Spiele Seite beschlagnahmt zu werden.

Dabei ist dies noch eine milde Form der „Bestrafung“. Es gibt Pokerspieler, die für ihre Vergehen im Gefängnis sitzen. Am Ende lohnt es sich nie gegen die Regel zu spielen - früher oder später wird jeder geschnappt.